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1. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 31

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 31 — f. Euuneran. Ungefähr gleichzeitig mit Willibrord wirkten im südlichen Deutschland, in Baiern, der fromm? Emme ran, der 652 den Märtyrertob erlitt, und sein Nachfolger, der Bischof Rudberl von Worms. Ernmeran's Gebeine wurden später nach Regensburg gebracht und ihm zu Ehren wurde^ das Kloster St. Emmeran, jetzt eine gefürstete Abtei, erbaut. Iii. Lonifacius, der Apostel der Deutschen. K Bonifaeius oder Winfried (d. i. der Sieger), wie er ursprünglich hieß, stammte ans einer vornehmen angelsächsischen Familie in England und war im Jahre 683 zu Kirton in der Grasschaft Devonshire geboren. Seine Eltern hatten den lernbegierigen und mit herrlichen Anlagen ausgerüsteten Sohn zu einer glänzenden weltlichen Laufbahn bestimmt. Daher gefiel es ihnen wenig, daß derselbe schon von frühester Jugend an eine große Neigung zum Klosterleben zeigte. Kein Mittel ließen sie unversucht, um thri von dieser Neigung zurückzuführen, aber vergevens. Da gaben sie Denn endlich seinen Bitten nach und ließen ihn in zwei englischen Klöstern erziehen. Mit ungeheurem Eifer legte sich Der junge Zögling auf Die Wissenschaften, sonderlich auf das Studium Der Bibel, und bald zog der Ruf feiner Gelehrsamkeit Mönche und Nonnen aus der Nähe und Ferne herbei, um von ihm zu lernen. Im dreißigsten Jahre seines Lebens empfing er die Priesterweihe und erntete nun durch seine begeisterten Predigten neuen Ruhm. Aber alle Auszeichnung vermochte ihn nicht zu befriedigen. Ein innerer Drang trieb ihn in die Ferne, zu den heidnischen deutschen Völkern Im Jahre 716 betrat er in dem heutigen Holland das F r ie -senland, den Schauplatz der Thätigkeit Willibrord's. Er kam zu einer unglücklichen Stunde, denn der in einem Kriege mit Karl Martell siegreiche Radbod hatte gerade alle Kirchen und Klöster in seinem Lande zerstört und wehrte nun auch unserm Wmfried, das zerstörte Zion wieder auszurichten. Traurig kehrte der in feinen schönsten Hoffnungen getäuschte Mann in seine Klosterzelle nach England zurück, fest entschlossen, einen neuen Versuch zu machen, fobald die Umstände sich günstiger gestalteten. Nicht die gemächliche Ruhe Des Klosterlebens, nicht die Bitten seiner Brüber und Freunde, nicht Der ehrende Antrag, ihn zum Abte Des Klosters zu erbeben, nichts vermochte ihn in Diesem Entschlüsse wankend zu machen. 2. Mit Empfehlungsschreiben an Den Papst und andere einflußreiche Personen versehen, machte sich Winsried im Jahre 718 zum zweiten Male auf Den Weg. Er ging Diesmal zuerst nach Rom, wo er bei Dem Papste Gregor Ii. die sreundlichste Ausnahme fand. Mit Dem Segen und Den auegedehntesten Vollmachten Desselben für sein Werk ausgerüstet, zog er Dann feine Straße fröhlich weiter in Das

2. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 40

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 40 — immer mit Eroberungssucht gepaart war. Es ist daher kaum zu verwundern, daß die Heiden in dem Christenchume eine Knechtschaft ersten und lieber bei ihrer Freiheit und ihrem alten Glauben beharrten daß Ite einen endlosen Kampf der Unterwerfung vorzogen. So sehen wir denn auch die beiden mächtigen Kaiser Heinrich I. und Otto I. vergebens bemüht, auf diesem Wege dem Christen thu me unter den wilden wendischen Völkerschaften in den an der Elbe, Saale, Havel und Oder belegenen Gegenden des nördlichen Deutschlands Eingang zu verschaffen Zwar waren ihre Waffen siegreich und Die Wenden mußten es sich gefallen saften, daß Otto in ihrer Mitte das Erzbisthnm Maqdebura und unter demselben die Bisthümer Havelberg, Brandenburg Oldenburg, Meißen, Merseburg und Zeiz errichtete, aber es gelang weder ihm, noch den alsbald herbeieilten Missionaren, die er-noo dkr Heiden umzuwandeln. Sie empörten sich im Jahre 983 unter ihrem Fürsten Mistiwoi und zerstörten alle christlichen Stiftungen. Als des Mistiwoi Enkel, der fromme Gottschalk, den Versuch machte, fein Volk dem Christenchume zuzuführen, mußte er diesen Versuch mit ,einem Leben büßen, 1066. Von besserem Erfolg schienen die Be-muhungen Heinrichs, des Sohnes Gottschalk's, zusein; es gelang dem-lelben, das nach dem Tode seines Vaters zerstörte Reich und die ebenfalls zerstörten christlichen Stiftungen wieder herzustellen; aber unter seinen Nachfolgern, die sich in gegenseitigen Fehden selbst vernichteten, wurde die junge ^aat völlig erftidft., bis endlich gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts ihr Reich in sich selbst zerfiel und eine Beute der benachbarten Fürsten wurde, welche nunmehr mit Waffengewalt das Heidenthum ausrotteten. Brandenburg fiel 1142 an Albrecht den Bären und das Uebrtge zum größten Theil an Heinrich den Löwen. Aber in eben der Zeit, als die Wenden für immer ihre Freiheit verloren, finden wir unter ihnen einen Mann thätig, ihnen für die verlorene Freiheit eine bessere zu bringen, die Freiheit der Kinder Gottes. Dieser Mann war Vicelin. Er war von Geburt ein Westfale und batte auf der damals berühmten hohen Schule zu Paris feine Studien gemacht. Im Jahre 1126 sehen wir ihn in der Begleitung des Erzbischofs von Bremen, der eben eine Visitationsreise in Holstein machte. In Meldorf erschienen Abgesandte aus dem Dorfe Faldera (jetzt Neumünster), an der Grenze des Wendenlandes, welche den Bischof um einen Prediger baten. Vicelin entschloß sich sofort, dahin zu gehen, und es war hohe Zeit, daß diese, schon von Ansgar gegründete Gemeinde einen Seelsorger erhielt. Kaum eine Spur war ihr vom Christenchume geblieben. Vicelin fing nun alsbald an, nicht bloß in seiner Gemeinde, sondern auch unter den anwohnenden heidnischen Wenden mit großem Eifer das Evangelium zu verkündigen. Nicht zufrieden damit, daß sie stch taufen ließen, brang er in seiner Predigt auf aufrichtige Buße und ein wahrhaft Gott wohlgefälliges Leben. Der Erfolg blieb nicht aus.

3. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 83

1876 - Braunschweig : Bruhn
- 83 — doch so grundverschieden waren, niemals während ihres 26jährigen Zusammenwirkens getrübt ward. Von welcher Art eines jeden Wirksamkeit war, das hat Luther einmal trefflich mit folgenden Worten gesagt: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln muß zu Felde liegen, darum meine Bücher viel (sehr) stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die Klötze und Stämme ausreuten, Dornen und Hecken weghauen und bin der grobe Waldrechter, der Bahn brechen und zurichten muß. Aber Magister Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet und pflanzt, säet und begießt, nach dem ihm Gott hat gegeben seine Gaben reichlich." Ja, Melanchthon war ein Mann des Friedens. Zum Kampfe fehlte es ihm an Muth und Entschlossenheit, aber wo es galt zu bauen, da war er an seinein Platze. Das zeigte sich recht bei der'allgemeinen Visitation in Sachsen 1527 und 1528. Durch seine Schrift „Unterricht der Visitatoren an die Pfarrhenen in Sachsen" hat er für den Aufbau der lutherischen Kirche in Sachsen außerordentlich segensreich gewirkt. Wir haben ferner bereits gesehen, daß auch die Augsburgische Konfession und die Apologie derselben sein Werk sind. Melanchthon hatte ein sehr tiefes Gemüth. Alle Angelegenheiten, namentlich Anfechtungen, nahm er sich sehr zu Herzen, und zu Zeiten, wo schwere Sorgen um das Reich Gottes ihn drückten (Bauernkrieg), härmte er sich so ab, daß seine Gesundheit darüber zusammenbrach. Bekannt ist, daß bei einer solchen Gelegenheit - es war zu Weimar 1540 — Luiher's Gebet und Zuspruch ihn einmal den Armen des Todes entriß, so daß Melanchthon nachher selbst sagte: „Wenn er nicht gekommen wäre, so wäre ich gestorben/' In seinem Berufe war Melanchthon so gewissenhaft, daß er es nicht wagte, einen Besuch in seine Heiinath, zu seiner Mutter, zu machen, weil er fürchtete, sich dadurch allzusehr zu zerstreuen. Aus dem gleichen Grunde wollte er auch nicht heirathen und Luther mußte ihn zu Beidem erst lange ermuntern. „Reise du, lieber Bruder Philipp, in Gottes Namen!" sagte er zu ihm. „Hat doch unser Herr auch nicht immer gepredigt und gelehrt, sondern ist auch oft unterwegs gewesen. Er besuchte selbst zu Zeiten seine Freunde und Verwandten. Was ich aber von dir verlange: Komm bald wieder zu uns. Ich will dich Tag und Nacht in mein Gebet einschließen Und damit gehst du!" Und Bruder Philipp ging. Er trat auch 1520 in den Stand der Ehe und fand an seiner Gattin, einer Tochter des Bürgermeisters Hieronymus Krapp in Wittenberg eine Gefährtin, die ihm an Sanftmuth und Nachgiebigkeit vollkommen glich. Schade, daß es dem gelehrten Manne nicht gegeben war, so recht thätig in das öffentliche Leben einzugreifen. Er war seit 1524 auch Professor der Theologie und hat als solcher durch seine Vorlesungen und seine zahlreichen Schriften, unter welchen wir besonders seine „Hauptartikel christlicher Lehre" erwähnen, die Luther nach der Bibel für das 6*

4. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 84

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 84 — beste Buch erklärte, unendlich viel Segen gestiftet. Aber wenn er gezwungen war, in Sachen der Reformation öffentlich aufzutreten, so geschah es jedesmal mit Angst und Beklommenheit. „Ach," so schreibt er einmal, „wenn man mich doch nicht aus meinem Hörsaale abriefe und mich nur zum Besten der Jugend ungestört arbeiten ließe! Das ist meine Ruhe und meine Freude. Für andere Dinge bin ich zu weich und ungeschickt." Sogar zum Predigen konnte er niemals bewogen werden. Als während Luther's Anwesenheit auf der Wartburg die ganze Last allein auf seinen Schultern lag, fühlte er sich sehr gedrückt. Rathlos stand er während des Aufruhrs der Bilderstürmer da; sehnsüchtig wartete er aus den Augenblick, wo Luther wieder selbst als bcr Erste im Vordergründe stehen werde; groß war seine Frende, als derselbe gerade in den durch die Unruhstifter heraufbeschworenen angstvollen Tagen erschien. Hatte er doch nun wieder die starke Stütze, woran er sich lehnen konnte in der stürmischen Zeit. Und als er Luther, bei dessen Tode er ausrief: „Ach der Wagen und Reiter Israels ist dahin, er, der in dieser letzten Weltzeit die Kirche regiert hat!" nicht mehr hatte, glich er der Rebe, die ihren Stab verloren hat. Aller Muth war dahin und als bald darnach der schon lange drohende Krieg auöbrach, wäre« die Thränen sein süßer Trost. „Mein Schmerz über die Kriegsunruhen," schreibt er, „verzehrt mich. Oft zweifle ich, wenn ich Die Elbe erblicke, ob ich ihn ausweinen könnte, wenn ich auch eben so viele Thränen weinen wollte als die Elbe Wellen wirft." Dazu kamen die unerquicklichen Streitigkeiten, die nun auch unter den Lutheranern selbst ausbrachen. Melanch-thon suchte überall zu vermitteln. Schon bei Gelegenheit der Verhandlungen zwischen Lutheranern und Resonnirten im Jahre 1536 hatte er sich denen zugesellt, welche den Riß auszufüllen suchten, dazwischen denselben entstanden war, und seinen Bemühungen ist es mit zu danken, daß beide Parteien, wenn auch nicht geeinigt, doch in Frieden aus einander gingen. Auch jetzt war er bemüht, zu versöhnen. Aber seine Bemühungen wurden ihm mit Undank gelohnt. Mau warf ihm feine allzu große Gelindigkeit vor, ja man ging sogar soweit, ihn zu beschuldigen, daß er, soweit es von ihm abhänge, Alles wieder zum Alteu zurückzuführen geneigt sei, um nur Frieden zu haben. Uebrigens wirkte er auch jetzt noch in seinem stillen Kreise unermüdlich fort. Noch am Tage vor seinem Tode trug er eine von ihm verfaßte Schrift selbst in die Druckerei. Schon seit längerer Zeit hatte er sich krank gefühlt; dennoch hörte er nicht auf, den Studenten die gewöhnlichen Vorlesungen zu halten und überhaupt in der gewohnten Weise fortzuarbeiten. Seinem Schwiegersöhne, einem Arzte, der ihn auf das Gefährliche seiner Krankheit aufmerksam machte, erwiderte er: „Ist es Gottes Wille, Daß ich sterben soll, so will ich herzlich gern sterben und bitte Gott nur um einen fröhlichen Abschied." Er starb am 19. April 1560, 63 Jahre und 63 Tage alt. Als ihn kurz vor seinem Ende der schon einmal erwähnte Schwieger-

5. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 39

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 39 - • / einem glänzenden Gefolge, welches ihm der Polenherzog mitgab, der ihn außerdem mit allem Nöthigen zu seinem Aufenthalte in dem heidnischen Lande reichlich versehen hatte. Die Stadt Pyritz war die erste, wo er sein Lager aufschlug. Sein ganzes Auftreten stimmte ihm schon die Pommern günstig, noch mehr aber seine Predigt, worin er ihnen an's Herz legte, daß nur die Sorge für ihr Seelenheil ihn hergeführt, daß fast schon die ganze Welt stch zu dem Glauben der Christen bekenne und daß auch sie dem Christengotte nimmermehr auf die Dauer würden widerstehen können. 7000 Heiden ließen sich während der 20 Tage, welche Otto sich in Pyritz aufhielt, von ihm taufen. Noch überraschender war der Erfolg seiner Predigt in Kam min, wo die dem Christenthume freundlich gesinnte Gemahlin des Herzogs von Pommern die Herzen bereits auf sein Kommen vorbereitet hatte. 40 Tage hielt Oftto sich hier auf und der Zudrang derjenigen, welche sich von dem Heidenthume lossagen und das Christenthum annehmen wollten, war ein so großer, daß stch kaum Hände genug fanden, um alle zu taufen. In Kammin erstand auch die erste christliche Kirche unter den Pommern. Anders ging es in Julin. Hier wurden die Missionare mit Mißtrauen aufgenommen und Otto selbst konnte nur durch den Beistand der polnischen Soldaten gegen Mißhandlungen geschützt werden. Die Juliner erklärten, sie würden ihren Göttern treu bleiben bis ihre Hauptstadt Stettin die neue Lehre angenommen haben würde. Unverzüglich machte sich Otto dahin auf den Weg. Aber auch hier wollte man Anfangs von der neuen Lehre nichts wissen. Die Stettiner sagten: „Bleibt uns fern mit eurer Religion, die macht die Leute nicht besser, giebt's doch bei euch Diebe, Mörder, Räuber und allerlei Verbrecher; unsere Religion ist besser." Sie waren Selbstgerechte und denen ist schwer beizukommen. Als sie aber den Wandel Otto's sahen, wie er die Hungrigen speiste, die Kranken heilte, für die, so in Schulden gerathen waren, bezahlte, Gefangene loskaufte, da schmolz die Eiskruste ihrer Herzen; sie bekehrten sich zu dem Gotte der Christen. Nun folgten auch die Juliner ihrem Beispiele nach und entsagten gleichfalls dem Heidenthume. Im Jahre 1125 konnte in Julin bereits das erste Bisthum errichtet werden. Darauf zog Otto weiter, von Ort zu Ort und predigte überall das Wort vom Kreuze mit großem Segen. Im Jahre 1128 wurde er nach Bamberg zurück berufen, wo er 1139 als der „Apostel der Pommern" starb. Selten hat ein Mann so viel für das Reich Gottes gewirkt als Otto. Er war aber auch ein ganzer Christ gewesen, voll Glaubens an den Herrn und voll Liebe zu seinen Nebenmenschen. 4. Vicelin, der Missionar unter den holsteinischen Wenden. Gerold. Seit Karl's des Großen Zeit war es gebräuchlich geworden, das Reich Christi mit dem Schwerte unter den Heiden zu verbreiten, ein um so verwerflicheres Beginnen, als dasselbe fast

6. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 50

1876 - Braunschweig : Bruhn
' — 50 — die bösen Zeiten und über das Verderben in der Kirche. Während des Gesprächs fiel einer von den Gästen todt zur Erde. Das machte natürlich auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck, besonders aber auf Petrus Waldus. Sein steter Gedanke war von nun an: „Was soll ich thun, daß ich selig werde?" Die Prüfung seiner selbst ergab, daß ihm, der bisher vielleicht gleich dem reichen Jünglinge gemeint haben mochte: „Ich habe das Alles gehalten von meiner Jugend an!" noch gar Manches fehle. Er fühlte einen gewaltigen Durst nach Gerechtigkeit, aber wo den Durst löschen!' In den Lehren der Kirche? Ja, Da war der Born, welcher der lechzenden Seele Befriedigung gewähren konnte; aber verschüttet mit allerlei Menschensatzungen. Bei den Dienern der Kirche? Ach, die waren zu Dienern des Gottes dieser Welt herabgesunken, blinde Führer 0er Blinden. Aber unser Herrgott läßt feine durstige Seele verschmachten. Petrus Waldus hatte in seiner kleinen Bibliothek auch eine Bibel. Er ergriff sie und hatte gefunden, was er suchte. Und wie ihm nun unter dem eifrigen Studiren des theuren Gotteswortes selbst das Licht aufging, da fiel es ihm schwer auf das Herz, daß fast Jeder in seiner Umgebung, ja fast die ganze Christenheit den rechten Weg zur Selig- keit verlassen habe und im Dunkeln umhertappe. Er hatte kein größeres Verlangen, als ]ie Alle auch hinzuführen zu dem lautern Quell. Zu dem Ende übersetzte er mit Hülfe feiner Freunde die Bibel tu die Landessprache, in das Französische, und verwandte fast sein ganzes Vermögen dazu, sie in vielen Emnplaren abschreiben zu lassen. Seine noch übrig gebliebenen Güter verschenkte er an Die Armen und zog Dann predigend im Lande umher, um die lieben Landsleute für das eifrige Lesen der heiligen Schrift zu erwärmen. Seine Freunde vereinten sich mit ihm zu gleichem Streben und so gelang es ihnen bald, Viele, besonders unter dem armen Landvolke, zur lebendigen Erkenntniß des wahren Heils zu führen. Die Sache erregte Aussehen. Der Bischof Johann von Lyon verbot Petrus Waldus und seinen Freunden das Predigen; aber sie erklärten feierlich, daß sie davon nicht lassen könnten, sintemal man Gott mehr gehorchen müsse, als den Menschen. Indessen wandte sich Petrus Waldus an den Papst mit Der Bitte um Bestätigung seines Vereins und seiner Bibelübersetzung. Sie wurde verweigert und im Jahre 1184 wurden er und seine Anhänger in den Bann gethan. Sie mußten das Land räumen, aber dadurch gewann nur die Sache, die sie verfochten; denn nun wurden ihre Lehren auch in den benachbarten Landern verbreitet und fanden überall Anhänger. Petrus Waldus fand, nachdem er fortwährend bemüht gewesen, immer neue Seelen auf den rechten Weg zur Seligkeit zu führen, fein Ende in Böhmen, ums Jahr 1190. Damit war aber Die Predigt deö Evangeliums nicht erstorben; vielmehr gewann dieselbe immer mehr Anhang, im südlichen Frankreich, im nördlichen Spanien, in der Schweiz und in Deutschland. Zwar

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 77

1882 - Gütersloh
König Friedrich Wilhelm Iii. 77 Wilhelm Ii. den Thron bestieg, war sein Platz an dessen Seite. Die Kinderschuhe waren ausgetreten und der Kronprinz sollte gar bald den Ernst des Lebens kennen lernen. In Frankreich herrschte der fromme, aber schwache König Ludwig Xvi. Seine Vorgänger hatten durch verschwenderische Hofhaltung eine ungeheure Schuldenlast auf das sonst so gesegnete Land gewälzt, und die armen Unterthanen seufzten nun unter dem Drucke der Abgaben. Die niedrigste Volksklasse, der sogenannte dritte Stand, war verhältnismäßig am schwersten davon betroffen, während die Reichen sozusagen frei ausgingen. Darüber geriet das Land allgemach mehr und mehr in Zorn, und bald tobte ein wilder Bürgerkrieg in Frankreich. Das gemeine Volk gewann im Umsehn die Oberhand, und legte nun Hand an denjenigen, dem es die Hauptschuld zumaß, an den König. Er, samt seiner ganzen Familie wurde ins Gefängnis gelegt. Die benachbarten Fürsten sahen anfangs mit ängstlicher Spannung auf das Thun und Treiben. Als aber die Kunde kam: „der arme König ist gefangen!" da eilten sie zu seiner Rettung herbei. Das war im Jahre 1792. Preußens König blieb natürlich nicht zurück. Mit einem ritterlichen Heere zog er aus an den Rhein, von dem Kronprinzen begleitet. Wenn dieser Krieg im Anfange unglücklich für Deutschland verlief, wenn die Franzosen in Deutschland eindrangen und sogar die Festung Mainz eroberten, so lernte der edle Kronprinz hieraus sofort im Anfange feiner langen kriegerischen Laufbahn auch die Ungunst des Schicksals zu ertragen. Später allerdings wurden die Franzosen doch geschlagen und über ihre Grenzen zurückgetrieben. Aus diesem Feldzuge kehrte der Kronprinz nicht nur an Erfahrung reicher zurück, sondern er hatte gelegentlich seines Aufenthalts im Hauptquartier zu Frankfurt a. M. auch noch etwas anderes gefunden — eine Braut. Die Prinzessin Luise von Mecklenburg, welche sich bei ihrer Großmutter in Darmstadt aufhielt, war herüber gekommen nach Frankfurt, um ihre hohen Verwandten, den König Friedrich Wilhelm Ii. und feinen Sohn

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 101

1882 - Gütersloh
Die Königin Luise. 101 geworden wäre, sie führte vielmehr als Königin dasselbe einfache häusliche Leben fort wie früher, aber in einem Sinne war sie glücklicher geworden, denn sie brauchte ihre Gaben für die Bedrängten nicht mehr so ängstlich zu zählen (6). Sie kannte keine Standesvorurteile (7), war vielmehr als Landesmutter die erste Bürgerin des Staates, und war tiefbetrübt, wenn irgend jemand ihretwegen sich gekränkt fand (8). Bei solcher Leutseligkeit war es nicht zu verwundern, wenn man ihr aus allen ihren Wegen und Stegen eine rührende Liebe und Verehrung entgegentrug, was sich, als sie mit ihrem hohen Gemahle eine Reise durch die Provinzen machte, aufs glänzendste bewahrheitete (9). Leider war diesem herrlichen, friedlichen Dasein ein herber Wechsel befchieden. Schon seit langer Zeit stand drohend ein Gewitter am Himmel. Wir haben schon gehört, daß zu Zeiten der Verlobung des kronprinzlichen Paares in Frankreich ein blutiger Bürgerkrieg tobte. Derselbe war zwar ausgekämpft, aber es hatte dort ein Mann die Zügel der Regierung an sich gerissen, vor dessen Machtwort alsbald Europa erzitterte. Napoleon, der Sohn des Advokaten von der Insel Korsika, ein ebenso ausgezeichneter Soldat als ehrgeiziger Führer, war von Stufe zu Stufe gestiegen, und hatte sich endlich des französischen Kaiserthrones bemächtigt. Alsbald in Krieg verwickelt mit Deutschland warf er dasselbe nieder. Anfangs schien es, als wollte er Preußen schonen, aber es war eben nur Schein. Das Jahr 1806 kam heran. Bei Jena und Auerstädt wurde Preußen geschlagen und des Kaisers Truppen wälzten sich in hellen Haufen in das so glückliche Land. Nun kamen Tage der tiefsten Bekümmernis über das edle Königspaar. In aller Hast mußte die Königin mit ihren Kindern nach Königsberg fliehen. Hier überfiel sie ein Nervenfieber, aber trotzdem durfte sie sich nicht aufhallen. Der Feind drang weiter vor. Preußens Heer wurde wieder und wieder geschlagen, und die kranke Königin war in Gefahr, in Gefangenschaft zu

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 135

1882 - Gütersloh
Wilhelm I. 135 dessen Beruf und Pflicht es ist, die Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten, that seine Schuldigkeit und besiegte im März 1848 die sinnlosen Aufrührer. Nun richtete sich aller Zorn und Haß der Empörer gegen die Soldaten und den, der die Seele der Armee war, den ritterlichen Prinzen von Preußen. Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, zog der König die Truppen aus dem Kampfe zurück und sandte seinen Bruder mit einem Auftrage an den Hof nach England. Bald kamen jedoch die Aufrührer zur Besinnung, der Streit wurde beigelegt, der Prinz bei seiner Rückkehr mit Jubel empfangen und kurze Zeit später war alles vergeben und vergessen. In Baden tobte nun aber der Bürgerkrieg und der Großherzog rief Preußen um Hülfe an. Alsbald entsandte der König den Prinzen Wilhelm mit einem Heere dorthin. Dieser schlug die Aufrührer in verschiedenen Gefechten und stellte die Ordnung wieder her. Am 19. Oktober 1849 zog er an der Spitze der Garde-Landwehr zum ersten Male als Sieger in Berlin ein, hochgefeiert von dem Volke und verehrt von seinen Soldaten, die ihn auch im Feldzuge als tapferen und zugleich leutseligen Führer kennen gelernt hatten. Leider wurde der König Friedrich Wilhelm Iv. in den letzten Jahren seiner Regierung arg von allerlei körperlichen und geistigen Leiden heimgesucht, so daß er sich genötigt sah, im Jahre 1857 seinem Bruder die volle königliche Gewalt zu übertragen und dieser nahm nun den Titel „Prinz-Regent" an. Nach Verlauf von 3 Jahren legte der schwergeprüfte Monarch sich zur Ruhe und der 63jährige Prinz-Regent ergriff am 2. Januar 1861 das Steuer des Staates. Bisher hatte fein Thun gezeigt, daß sein Wille fest, fein Haupt weife sei, und sein Herz treu und bieber schlage für sein Land und Volk. Wohl staub er schon in einem Alter, in welchem der Mensch, ermübet von der Last des Lebens, nach Ruhe sich sehnt, aber er zeigte bald, daß seine Kraft, gehoben von einem lebhaften Pflichtgefühl, noch frisch und stahlfest sei. Er war kein lachenber Erbe feines votlenbeten Brnbers, ihn

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 9

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilyelm, der große Kurfürst. 1640-1688. I. Das Leben des Kurfürsten. Äm 16. Februar 1620 erblickte der Kurprinz Friedrich Wilhelm im Residenzschlosse zu Berlin das Licht der Welt. Zwei Jahre früher hatte der dreißigjährige Krieg, der schrecklichste, welcher jemals die gesegneten Fluren unseres lieben Vaterlandes verwüstet hat, seinen Ansang genommen. Der Kurfürst Georg Wilhelm, der Vater unsers kleinen Prinzen, war wie alle anderen deutschen Fürsten mit an den Streitigkeiten beteiligt, und so hallte denn auch das brandenburgische Land wieder vom grausigen Kriegsgetümmel. Infolgedessen fand unser Held in seiner Jugend wenig Gelegenheit, sich ungestört den kindlichen Spielen hinzugeben. Sie wurden unterbrochen durch stete Truppenzüge, durch verheerende Plünderungen, Gewaltthaten, Gefechte und Belagerungen. Der Vater konnte sich unter diesen Verhältnissen persönlich kaum um die Erziehung seines Sohnes und einstigen Thronerben bekümmern. Dagegen übte die zärtliche Mutter, Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einen bedeutenden Einfluß auf die Entwickelung des reichbegabten Kindes aus. Bis zum siebenten Jahre blieb der Knabe unter der mütterlichen Obhut, dann aber siedelte er aus Befehl seines Vaters nach der Festung Küstnn über, um dort den Gefahren des Krieges mehr zu entgehen. Hier trat an Stelle der Mutter ein trefflicher Erzieher, der erfahrene von Leuchlmar, der von da an bis an sein Lebensende treulich an der Seite seines Zöglings aushielt. Auch wurde den Professoren der Universität Frankfurt an der Oder befohlen, abwechselnd vor dem jungen Kurprinzen zu predigen. Alle diese guten Menschen, welche an der Erziehung des einstigen Landesvaters arbeiteten, verstanden es, das fromme Gemüt des freundlichen Knaben zu beleben und feinem Herzen einen un-
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